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Graffitis als politische Botschaft der Stadt Dortmund

Am 05.11.2020 informierte der Hellweger Anzeiger über die Graffitis, die in der  Dortmunder Innenstadt gesprüht wurden. Sie sollen zur Erinnerung an die Maskenpflicht während der Coronopandemie dienen.

Fußgänger in der Dortmunder Innenstadt bemerken rosa Graffitis auf dem Kopfsteinpflaster des Westenhellweges. Zu sehen ist eine Person, die eine Gesichtsmaske trägt. Wer ist für das Stencil-Graffiti verantwortlich?

Ungeachtet der Schilder, die die Verpflichtung zum Tragen eines Gesichtsschutzes in der Dortmunder Innenstadt zeigen, wären jetzt auf dem Westenhellweg Piktogramme zu sehen, die die Verpflichtung zum Tragen eines Gesichtsschleiers veranschaulichen.

Das Thema ist nun auf den Stadtschildern zu erkennen. Die Dortmunder Stadtverwaltung agierte in diesem Fall als Graffitikünstler. Die Bilder auf dem Kopfsteinpflaster der Passantenzone sollen den Bewohnern helfen, sich an die Verpflichtung zum Tragen des Schleiers zu erinnern. Es sei eine höhere Priorität als zu jedem anderen Zeitpunkt, dass alle Dortmunder an der Schleierpflicht festhielten, sagte die Stadt Dortmund in einer öffentlichen Erklärung.

Das Hochbauamt und die Werkstatt der Region sind am Donnerstag (5. November) zusammen mit Schablonen und Graffitidosen unterwegs, um die Bilder in der Innenstadt in Umlauf zu bringen.

Zunächst wurden der Westenweg, der Ostenhellweg und die Brückstraße mit dem Sprühbild ausgestattet. Es folgen die Münsterstraße, der Nordmarkt und Hörde einschließlich des Phoenix-Sees sowie weitere optionale Schwerpunkte.

Die Graffitis ist regensicher, jedoch nicht dauerhaft. Wie von der Stadt angedeutet, wird die Schattierung nach einem ordentlichen halben Jahr verschwommen sein. Für den Fall, dass sich bis zu diesem Zeitpunkt etwas an der Deckungszusage ändern sollte, kann die Graffitimalerei jederzeit ohne Aufstau herausgenommen werden.

 

Quellen:

Foto: Stadt Dortmund

Graffitiliteratur “Stencil-Graffiti – Das Handbuch” von Tristan Manco

Am Freitag, den 23. Oktober 2020 informierte der NDR über das Handbuch “Stencil-Graffiti” von Tristan Manco, das die schönsten Ergebnisse des Graffitikünstlers zeigt und erklärt, wie man riesige Graffitis erzeugen kann.
Nach und nach gleitet die scharfe Klinge durch den Karton. Die scharfe Kante ätzt das Papier fein an und bringt das Thema in das Beispiel. Die Spraydose vollendet das Bild auf einer Außenseite.
Bekannte Graffitikünstler wie Banksy wenden dieses Verfahren schon seit geraumer Zeit an. Die Schablonenmethode ist auch unter Laien bekannt. Das “Stencil Spray Painting” – das sprühen von Bildern mit Hilfe von Schablonen – ist nicht nur bei zahlreichen Straßenhandwerkern bekannt. Verschiedene Handwerker nutzen das Verfahren zudem bevorzugt für Kunstwerke.
“Das Schablonen-Handwerk ist eine der ausgereiftesten künstlerischen Ausdrucksformen überhaupt. Unsere Vorgänger benutzten ihre Hände als Schablonen für ihre ockersteinernen Kunstwerke in Höhlen. Dieser Drang zum Verlassen folgt in unserer heutigen Situation und ist in allen menschlichen Gesellschaften vorhanden”, heißt es in der Präsentation.
Die heutige Streetart ist folglich wichtig für einen Brauch, der seit vielen Jahren wiederkehrt. Als Handbuch für die eigene Schablonenherstellung aus der einen Perspektive und als skizziertes Buch aus der anderen stellt das Buch in sieben Teilen Bilder von namhaften oder weniger namhaften Handwerkern und Methoden vor, die jeder in konzentrierter Arbeit umsetzen kann. Egal ob “Aktivismus”, “Themen” oder “Ateliers” – jeder Teil verdeutlicht den Erfahrungsschatz, die Mittel und Vorgehensweisen.
Ein Bild des Franzosen Silex zeigt besonders deutlich die Vielschichtigkeit dieses Kunstwerks: Eine junge Dame schwingt freudig und fröhlich auf einer Schaukel, die an den langen Stoßzähnen eines Mammuts hängt. Dieses Schablonenbild ist wiederum auf einer sich auflösenden Trennwand verziert.
Nicht nur das Thema umreißt die Botschaft des Handwerkers – eine ausgelöschte Kreatur zeigt Artensicherheit -, sondern auch die Grundlage ist bedeutsam: Die durchlässige Trennwand, auf der die Schablone aufgetragen wurde, kapselt Schwäche und Fäulnis ähnlich wie die Leinwand selbst ein.
Nicht nur das Äußere dient den Handwerkern als Leinwand. In Bogota zum Beispiel verschönerte der Handwerker Lesivo eine Halfpipe mit einer Komposition von Damen in 50er-Jahre-Kleidung und Haarschnitten. Das ganze Bild wird so mit brillanten Etiketten, d.h. informellen Ausweisen von Kunsthandwerkern mit Sprühbildern, überblendet.
Für Lesivo ist die gesellschaftliche Bedeutung der Schablonenarbeiten monströs: “Ich habe mit Schablonen begonnen, als eine Dose 3.000 kolumbianische Pesos kostete. Das bedeutete, dass ich ein Thema mehr als ein Vielfaches auf die Trennscheibe legen und damit Wirkung erzielen konnte. Das schien außerordentlich verlockend zu sein.”
Schablonenbilder als effektiv reproduzierbare Dissens-Arbeiten: Dies zeigt sich auch in den jüngsten Arbeiten von Skam aus der US-Westküstenstadt Portland, die die Bösartigkeit der Polizei anprangern. Der Straßenbauhandwerker vermischt Holzschnitt-, Siebdruck- und Schablonenstrategien. Erfahrene Beobachter, die dies nachahmen müssen, werden mit den Stunts des beliebten Experten Skam vertraut gemacht:
Er verwendet für die Oberfläche, auf die das Bild zuerst aufgetragen wird, eine ungewöhnliche Selbstklebe-Trägerstruktur, die normalerweise in der Trockenentwicklung verwendet wird. Um umso wahrscheinlicher zu erkennen, welche Teile des Bildes ab jetzt auf der Textur kleben, fügt er dem Kleber etwas Farbe hinzu. Für einen Teil seiner größeren Arbeiten benötigte er über vier Monate, in denen er rund 200 Stunden schneiden und kleben musste.
Die Arbeiten sind unglaublich schwankend und vor allem wegen der verschiedenen angewandten Verfahren besonders beeindruckend. Denn während zahlreiche Schablonen regelmäßig eher wie anstrengende Banksy-Imitationen aussehen, mischen sich hier völlig neue Strukturen, die an Holzschnitte von Schmitt-Rottluff erinnern, mit aktuellen perfektionistischen Malereidarstellungen.
Auf diese Weise bietet das Buch Lehrlingen und gerade erfahrenen Schablonenhandwerkern ein breites Spektrum an Vorbildern und Täuschungen. Aber auch derjenige, der nur einen Blick auf die schönsten Werke weit und breit werfen muss, kann sich endlich an diesem Band erfreuen.

Quellen:
Text von Benedikt Scheper
Fotografie von Tristan Manco